Wie Adelebsens Bürgermeister Holger Frase sein Wahlergebnis einschätzt und warum er bei Facebook gekündigt hat
Mit 53 Prozent ist der Adelebser Bürgermeister Holger Frase (SPD) bei der Kommunalwahl in seinem Amt als Gemeindechef bestätigt worden. Über das Wahlergebnis und seine weitere Arbeit sprach er mit dem Tageblatt.
Der so Befragte will das so nicht gelten lassen und macht eine andere Rechnung auf. Andernorts, wie etwa in Bovenden, haben die beiden großen Fraktionen von SPD und CDU den Bürgermeister bei der Wahl unterstützt. Das sei in Adelebsen nicht so gewesen. „Deshalb finde ich mein Ergebnis und das Ergebnis für die SPD von 38 Prozent ganz gut“, sagt Frase. Der Bürgermeister argumentiert, dass ein direkter Vergleich wenig Sinn mache. So habe etwa in Dransfeld und in Staufenberg nur ein Kandidat zur Wahl gestanden.
„Falschmeldungen der Opposition“
Frase hat sich nach der Wahl in den sozialen Medien erstens bei allen Wahlhelfern bedankt und zweitens bei allen Bürgern, „die sich nicht von den Falschmeldungen der Opposition haben täuschen lassen und mir erneut das Vertrauen ausgesprochen haben“.
Was ist mit „Falschmeldungen“ gemeint? Der studierte Jurist holt tief Luft und sagt, dass er sich manchmal wie ein Hau-drauf-Bürgermeister vorkomme. So sei vom politischen Gegner über ihn unter anderem vermittelt worden: Wer für Frase votiere, entscheide sich für Windräder allerorten. „Dabei ist das doch ein Raumordnungsprogramm des Landkreises. Das kann ich gar nicht entscheiden“, hält er dagegen. Sein Eindruck sei, dass beim kleinsten Hauch eines möglichen Fehlers seinerseits die Kommunalaufsichtsbehörde angerufen werde. Deshalb sei er stets darauf bedacht, jede Vorlage wasserdicht zu machen. Sein Gegenkandidat Dario Nothnick, merkt Frase an, habe sich im Wahlkampf „absolut korrekt und fair“ verhalten.
„Da sah die Welt ganz anders aus“
Seine Mitgliedschaft bei Facebook habe er nach der Wahl beendet. „Es ist einfach erschreckend, was da über einen geschrieben wird. Man denkt, die Welt bricht über dir zusammen. Dabei ist mir an den Wahlständen eher auf die Schultern geklopft worden, da sah die Welt plötzlich ganz anders aus“, schildert er. Frase findet es auch unangebracht, ihm vorzuwerfen, er habe die Dauer der neuen Amtszeit des Bürgermeisters (angefangene Ratsperiode plus die neue Ratsperiode) von neun Jahren und neun Monaten anstatt fünf Jahren verschwiegen. Das sei bekannt gewesen, und zwar bereits schon bevor er selbst das Bürgermeisteramt antrat, also vor 2014.
Von den 18 Sitzen im Gemeinderat Adelebsen wird die SPD sieben besetzen, drei weniger als im bisherigen Rat. Die CDU hat fünf, die Grünen haben drei, die FDP zwei Sitze und die FWG Barterode/Wibbecke einen Sitz. Befragt danach, wie mit sieben SPD-Sitzen im Rat die künftige Arbeit wohl aussehen werde, verweist Frase auf das Argument, dass Blockadehaltungen den Flecken Adelebsen nicht voranbringen werden. „Wir müssen zusammenarbeiten, im Interesse der Bürger.“
Welche Schwerpunktthemen?
Zum Beispiel bei welchen drei Schwerpunktthemen? „Zum Beispiel beim Thema Jugend. Wir brauchen mehr Krippenplätze, wir müssen die Grundschule fertig bauen“, hebt der Gemeindechef hervor. In puncto Infrastruktur gehe es ihm vorrangig um den Straßenausbau. Viele Straßen seien in einem „verbesserungswürdigen Zustand“. Auf seiner Internetseite nennt Frase zehn Schwerpunktthemen. „Wenn ich nur drei nennen soll, dann schwanke ich zwischen Baugebieten für Neubürger und einem Gewerbegebiet.“
So gebe es ein Wohnbaugebiet in Barterode, wo eigentlich gebaut werden könnte. Da aber kürzlich der Eigentümer der Fläche gestorben sei, müsse nun mit dem oder den neuen Eigentümern nachverhandelt werden.
„Wir haben einfach nichts“
Hinsichtlich eines Gewerbegebietes sei ein Grundstück zwischen Adelebsen und Barterode Favorit. Die Fläche gehöre der Stiftung Burg Adelebsen, müsse also von der Gemeinde gekauft werden. Damit will Frase nicht warten, bis denn Investoren angeworben sind. Lieber eine Fläche entwickeln und dann konkret anbieten, als Investoren gewinnen ohne Flächenbesitz in der Hinterhand. Wie dringend Gewerbeflächen seien, drückt Frase mit diesen Worten aus: „Wir haben einfach nichts, bekommen aber regelmäßig Anfragen.“ Auch das Interesse an Baugrundstücken für Wohnzwecke sei groß.
Auf die Frage, wie viel Freude ihm seine Arbeit macht, sagt Frase: „365 Tage im Jahr bin ich glücklich, gewählter Hauptverwaltungsbeamter, also Bürgermeister zu sein. Zu 100 Prozent macht mir die Verwaltungsarbeit und zu etwa 80 Prozent das Drumherum, also die tägliche politische Arbeit Spaß.“
Von Ulrich Meinhard